Mai 2023 - Hochaltarbild „Geburt Mariens“ in Neu-Simmering

Als Bezug auf den kirchlichen Marienmonat Mai möchte ich diesmal das Hochaltarbild der Neu-Simmeringer Pfarrkirche, „Zur Unbefleckten Empfängnis Mariens“ sowie dessen Maler Leopold Kupelwieser vorstellen.

 

Nachdem die ursprünglich als Filialkirche von Alt Simmering geführte Kirche von Neu-Simmering 1915 zur Pfarrkirche erhoben und damit selbständig wurde, kam es in Folge der Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges in den Jahren 1946-47 zur Restaurierung. 1958 schließlich wurde das Hochaltarbild „Geburt Mariens“ eingeweiht, welches Kupelwieser 1833 für den Hochaltar der Klosterneuburger Stiftskirche gemalt hatte. [1] Aufgrund seines herben Naturalismus wurde das Gemälde jedoch später durch ein Barockbild, passend zum dortigen Altar, ersetzt, [2] während die Pfarrkirche Neu-Simmering das Klosterneuburger Hochaltarbild erhielt.

 

Ein direkter Bezug zu Simmering ergibt sich, abseits des Hochaltarbildes der Pfarrkirche Neu-Simmering, durch die Hochzeit von Leopold Kupelwiesers Enkelin Maria Anna (*18. August 1900, †11. Mai 1990) mit Dipl. Brau-Ing. Dr. nat. tech. h.c. Manfred Ritter Mautner von Markhof am 17. April 1926. [3] Darüber hinaus ist der heutzutage bekannte Bildhauer und Medienkünstler Hans Kupelwieser (*08. April 1948) ebenfalls mit Leopold Kupelwieser verwandt. [4]

 

Leopold Kupelwieser, Geburt Mariens, 1832.

Öl auf Leinwand, Privatbesitz Maria Mautner Markhof.

Bildnachweis: unidam-Bilddatenbank, Rupert Feuchtmüller, Leopold Kuppelwieser und die Kunst der Österreichischen Spätromantik, Wien 1970, S. 180.

 

Die drei im Zentrum positionierten Frauen stehen hier als Allegorien für die drei Göttlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung. Während die linke Frauengestalt durch ihre Darstellung als Betende den Glauben symbolisiert, verweist die rechte auf ihre Rolle als Mittlerin zu Gott. Die Liebe in Gestalt der Frau in der Mitte aber hält die kleine Maria im Arm. Ihnen zu Füßen knien die beiden Heiligen Augustinus und Leopold, ein Medaillon zwischen ihnen zeigt die Darstellung des Propheten Jesaja und ein Spruchband mit dem Text „Virgo concipiet et pariet“ („Die Jungfrau wird empfangen und [Anm. einen Sohn] gebären.“). Über den Frauenfiguren ist die Mutter Mariens, Anna, als Wöchnerin dargestellt, neben ihr, am Kopfende des Bettes, steht der heilige Joachim. Helfende Frauen und lobpreisende Engel ergänzen die Szene.

 

Am 17. Oktober 1796 in Piesting (NÖ) geboren [5], wurde Leopold Kupelwieser 1809 an der Wiener Akademie der bildenden Künste als Schüler aufgenommen, bereits da machte sich sein Zeichenstil bemerkbar, seine Portraits zeigten in der Darstellung eine besondere Klarheit und Schärfe. Nach einem Romaufenthalt von 1823-25 befasste er sich, angeregt durch den dort erhaltenen Einfluss der Nazarener, vorwiegend mit religiösen Themen. [6]

 

Als Kupelwiesers Hauptwerk gelten neben seinen bekannten Bildern aus dem Umfeld von Franz Schubert vor allem seine Fresken in der Altlerchenfelder Pfarrkirche, die er von 1855-58 gestaltete. [7]

 

Leopold Kupelwieser, Das Letzte Abendmahl, 1859.

Fresko, (nördliches Querschiff), Altlerchenfelder Kirche.

Bildnachweis: unidam-Bilddatenbank, Universität Wien, Institut für Kunstgeschichte, Foto: René Steyer, Karl Pani.

 

Als kleiner ‚Sidestep‘ soll an dieser Stelle noch kurz auf den von Franz Schubert komponierten „Kupelwieser-Walzer“ verwiesen werden, [8] den der Tondichter 1826 anlässlich der Hochzeit von Leopold Kupelwieser mit Maria Johanna Evangelista Augustina Stephana Theodora Lutz verfasste.

 

Leopold Kupelwieser, „Franz Schubert 10. July 1821“, 1821. Bleistiftzeichnung, 22,8cm x 18,2cm.

Privatbesitz DDr. Anthony von Hoboken.

Bildnachweis: unidam-Bilddatenbank, Rupert Feuchtmüller, Leopold Kupelwieser und die Kunst der Österreichischen Spätromantik, Wien 1970, S. 81.

 

Leopold Kupelwieser verstarb schließlich am 17. November 1862, wurde am Währinger Allgemeinen Friedhof beigesetzt und 1883 auf den Grinzinger Friedhof in ein ehrenhalber gewidmetes Grab (Gruppe 6, Reihe 5, Nr. 2) überführt. [9]

 

Beitragersteller: Thomas Pelikan


[1] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Neusimmeringer_Kirche.

[2] Hans Havelka, Wiener Heimatkunde. Simmering, Wien 1991, S. 129.

[3] https://www.dynastiemautnermarkhof.com/de/familienchronik/kochrezepte-maria-mautner-markhof/.

[4] https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Leopold_Kupelwieser.

[5] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Leopold_Kupelwieser.

[6] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Leopold_Kupelwieser.

[7] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Leopold_Kupelwieser.

[8] https://www.dynastiemautnermarkhof.com/de/familienchronik/kochrezepte-maria-mautner-markhof/, Manchen Leser*innen wird dieses Musikstück vielleicht bekannt vorkommen, handelt es sich dabei doch um die Erkennungsmelodie der 'lieben Familie' mit Franz Stoß, Hilde Krahl und vielen anderen bekannten Schauspieler*innen, produziert und ausgestrahlt von 1980 bis 1993.

[9] Friedhöfe Wien, Ehrengräber der Friedhöfe Wien (Band 2), Wien 2022, S.47.

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